Mein Tanz

Mein Tanz

"A dancing body doesn't tell a story nor represents it anything. Instead it creates an experience and shares it with the audience"


Mein Tanz

In Zeiten, in welchen Tanz mehr und mehr nach der technischen Perfektion, virtuosen und schönen Bewegungen sucht und zunehmend nur für junge und sehr gesunde Tänzer zugänglich wird, Laien und Behinderte dagegen von vorne herein ausgegrenzt werden, suche ich nach Alternativen, in denen sich nicht die Tänzer an den Tanz anpassen, sondern umgekehrt sich der Tanz an die Tänzer anpasst.

Statt Raum und Zeit durch räumliche und rhythmische Muster zu besetzen, sucht mein Tanz eher danach, im Betrachter ein Gefühl von Zeit und Raum zu erzeugen, indem Bewegungen minimiert und versteckt werden und die Suche in den Binnenraum des Tänzers statt in seine Äußerlichkeit geht und indem jede Sicherheit der Interpretation durch Reduktion verhindert wird. Der tanzende Körper wird als eine materielle Entität angesehen, ein Warenhaus physischer und psychischer Erinnerungen sowie individueller Handlungen, wobei Menschen viele Erinnerungen auch teilen. Damit wird Tanz nicht nur Profis und Gesunden zugänglich, sondern jedem. 
Tanz ist für mich keine einfache physikalische Veränderung im Raum, sondern  Veränderung im Bewusstsein, die im Körper "Metamorphosen" verursacht. Tanz ist keine bloße Darstellung einer Bewegung, sondern vielmehr ein Durchgang durch Veränderungen von Zuständen sensorischer und mentaler Variationen.
Oder um es einfacher mit Pina Bausch zu sagen: "Mich interessiert nicht, wie sich die Menschen bewegen, sondern was sie bewegt.

Damit geht eine Weigerung einher, sich von Traditionen leiten oder sich vom Zeitgeist vereinnahmen zu lassen. Das bewirkt bestimmte ästhetische Lösungen, wie z.B. das Schaffen von Raum- und Zeiterleben anstelle der traditionellen Besetzung von Raum und Zeit auf der Bühne und  die Deutungsverweigerung.

Der Begriff « danse automatique » geht auf den Begriff « ecriture automatique » der frühen Surrealisten zurück, mit dem ein Vorgang automatischen Schreibens beschrieben wurde, dem ausschließlich unbewusste Prozesse zugrunde liegen sollten.
In Abgrenzung zur „Ecriture Automatique“, nach welcher keinerlei bewussten Elemente in den Prozess eingehen oder ihn steuern dürfen, steht bei „Danse automatique“ eine Idee oder Aufgabe als Ausgangspunkt assoziativer und unbewusster Prozesse an erster Stelle.
Obwohl diese Methode auf die Psychoanalyse zurückgeht, ist „danse automatique“ ausschließlich ein künstlerischer Weg, spezifische Bewegungen zu erzeugen und hat keinerlei therapeutische Ausrichtung. Ich bin definitiv nicht an den Auswirkungen dieser Arbeitsweise auf den Tänzer oder das Publikum interessiert, sondern lediglich an dem evozierten Bewegungsmaterial.
„Danse Automatique“ entsteht durch die unbewusste Konfrontation von Bewegung mit einem Thema. Tanz ist hier keine narrative Illustration eines Themas. Genauso wenig ist das Thema lediglich ein Vehikel für Tanzbewegungen. Tanz und Thema bilden in dem Prozesse eine Einheit. Das Ergebnis ist weder intellektuell oder technisch verstehbar.


Mein Tanz stellt Fragen, gibt keine Antworten. 

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